Das Soča Tal in Slowenien zählt, seit ich denken kann, zu einem dieser Sehnsuchtsorte, die ich unbedingt einmal mit meinen eigenen Augen sehen möchte. Auf den nächsten Etappen des Alpe-Adria-Trails habe ich nun endlich die Gelegenheit, mir ein eigenes Bild zu machen. Hat dieser bei Wassersportlern so beliebte Fluss wirklich so eine irre und surreale Farbe? Sind all die Lobeshymnen verdient oder schlichtweg übertrieben? Und wird die Soča mich mit all ihren abenteuerlichen Hängebrücken in den Bann ziehen oder vielleicht hinter meinen Erwartungen zurückbleiben?
In diesem Blogbeitrag kannst Du mich auf den Alpe-Adria-Trail Etappen 22 bis 27 durch das Soča Tal begleiten. Von dem Moment, in dem ich zum ersten Mal in meinem Leben slowenischen Boden betrete bis zu den ersten Metern auf italienischem Terrain in der Friaul-Region.
Sei gespannt, was ich alles an diesen langen Wandertagen zwischen spektakulären Wasserfällen und Felsschluchten erlebt habe.

Inhaltsverzeichnis
ToggleAlpe-Adria-Trail Etappe 22 | Vom Faaker See/ Baumgartnerhöhe bis nach Kranjska Gora
DATEN UND FAKTEN

Heute ist es endlich soweit: Ich werde die österreichisch-slowenische Grenze überschreiten. Ich bin richtig aufgeregt und voller Vorfreude, als ich früh am Morgen von der Baumgartnerhöhe aufbreche.
Der Alpe-Adria-Trail kennt erstmal nur eine Richtung – es geht gnadenlos bergauf. Über Wald- und Forstwege und an plätschernden Bächen entlang, schnaufe ich mich nach oben zum Jepzasattel auf 1.438 Meter Höhe. Und da ist er auch schon: der ziemlich unscheinbar anmutende Grenzstein zu Slowenien.
Irgendwie hatte ich es mir doch ein wenig spektakulärer ausgemalt, das erste Mal slowenischen Boden zu betreten.
Was mich viel mehr in Aufregung versetzt, sind die diversen Warnschilder, die mich darüber aufklären, dass ich gerade in einem Bärengebiet unterwegs bin. Ich studiere leicht nervös die Verhaltensregeln bei einer Begegnung und bin von da an umso achtsamer unterwegs. Sobald etwas im Wald um mich herum knarzt oder knistert, fahre ich meine Antennen aus und lausche angestrengt.

Vom Schwarzkogel zum Mittagskogel
Und tatsächlich: Auf dem weiteren Weg in steilen Serpentinen nach oben zum Schwarzkogel erspähe ich noch ziemlich frisch aussehende Bärenkacke und höre ein verdächtiges Brüllen. Mir wird ganz schön mulmig, und ich lasse mal lieber mein Hörbuch in voller Lautstärke auf dem Handy laufen. Obwohl ich nur zu gerne einmal einen Braunbären in der Wildnis sehen würde, überwiegt doch der Respekt. Und so bin ich unglaublich froh, als das Brüllen immer leiser wird und schließlich verstummt.
Der Pfad entlang des Bergkamms ist richtig schön und ohne Nebel sicherlich spektakulär aussichtsreich. Eigentlich soll ich hier fantastische Ausblicke über die majestätische Bergkette der Karawanken und Julischen Alpen genießen können. Ich bin ziemlich enttäuscht, dass die Sicht vom Schwarzkogel-Gipfelkreuz (1.842 Meter) nur ganz verschwommen den hinter mir liegenden Faaker See, Villach und Kärnten freigibt.
Trotzdem ist der Wegverlauf auf dem Bergrücken mit seinem weißen Karstgestein gigantisch. Der Kammweg führt mich am majestätischen Mittagskogel vorbei, bis es dann durch wunderschöne und idyllische Lärchenwälder bergab geht. Dass es immer mehr herbstelt, zeigt das gelbe Kleid, in das sich immer mehr Lärchen hüllen. Wunderschön!

Das Tor zum Triglav Nationalpark
Langsam reißt die Wolkendecke auf, so dass ich am Aussichtspunkt Srenji Vrh das Gefühl habe, dass mir der Triglav Nationalpark und die Julischen Alpen förmlich zu Füßen liegen. Das ist wirklich ganz großes Landschaftskino, wie sich die zackigen und schroffen Gipfel da vor mir aufreihen. Atemberaubend!
Leider müssen fast alle Höhenmeter, die ich mir heute mühsam erkämpft habe, nun wieder dran glauben. Der lange Abstieg nach Kranjska Gora zieht sich trotz gelegentlichen Ausblicken, so dass ich heilfroh bin, abends mit schmerzenden Knien und Füßen dort anzukommen.
Gut, dass ich für morgen in weiser Voraussicht einen Ruhetag eingeplant habe, den kann ich echt gebrauchen.

Das Bergdorf Kranjska Gora ist nicht nur ein bekanntes slowenisches Wintersportzentrum, sondern gilt auch als Pforte zum Triglav Nationalpark und den Julischen Alpen.
Ich bummle noch ein wenig durch das hübsche Stadtzentrum und die kleine Fußgängerzone und falle schließlich total erledigt in mein Bett im zentralen (Kongress-) Hotel Kompas. Obwohl dieses allerhand komfortablen Schnickschnack bietet, ist es nicht so 100-prozentig mein Fall. Irgendwie wirkt alles etwas muffig und zu groß. Das Frühstück ist sehr gut und reichhaltig, aber beim nächsten Besuch würde ich ein kleineres, schnuckeliges Gästehaus vorziehen.

Fazit Etappe 22:
Was für eine fordernde und anstrengende Etappe! Der Höhenwanderweg im steilen Gelände der Karawanken ist einfach imposant und geizt nicht mit atemberaubenden Ausblicken.

LESETIPP
Die vorigen drei Alpe-Adria-Trail Etappen 19-21 haben mich in die malerische Welt der Kärntner Seen geführt.
Wenn Du wissen willst, was ich auf den letzten Etappen in Österreich rund um den Ossiacher See, Wörthersee und Faaker See so alles erlebt habe, dann schau mal in den folgenden Blogbeitrag.
Alpe-Adria-Trail Etappe 23 | Von Kranjska Gora nach Trenta
DATEN UND FAKTEN

Soviel vorweg: diese Etappe hat es in sich, denn heute steht die Überschreitung des 1.612 Meter hohen Vršič-Passes an. Und die flößt mir ganz schön Respekt ein.
Das erste Highlight lässt mit dem fast unwirklich türkisfarbenen Doppelsee von Jasna nicht lange auf sich warten. Am liebsten würde ich schon hier die erste lange Pause einlegen, aber dafür habe ich noch zu viel vor. Ich laufe also weiter an einem traumhaften Bergbach entlang und komme an einigen Almen vorbei, bis ich die russische Kapelle erreiche. Eine kurze Besichtigung dieses Mahnmals gegen den Krieg lohnt sich auf jeden Fall. Die Kapelle wurde zur Erinnerung an russische Kriegsgefangene erbaut, die im Ersten Weltkrieg beim Bau der Passstraße durch einen Lawinenabgang getötet wurden.
Von hier aus schlängelt sich der Alpe-Adria-Trail nun in steilen Serpentinen den Pass hinauf. Da aber die Aussichten auf die Julischen Alpen so grandios sind, ist meine Euphorie größer als die Anstrengung. Die Herbstfarben leuchten im Sonnenschein um die Wette, und ich bin ganz begeistert von den sattgrünen Waldwegen und all den beeindruckenden und massiven Felsformationen um mich herum. Das steinerne Gesicht des sogenannten „Heidnischen Mädchens“ in der Nordwand des Prisank ist nur eines dieser Kunstwerke, die die Natur geformt hat.

Pause auf dem Vrsic-Pass
Als ich schließlich ganz oben auf dem höchsten Gebirgspass Sloweniens ankomme, bin ich ein wenig enttäuscht, dass – der Nachsaison sei Dank – weder die Hütte noch die kleine Snackbar geöffnet hat. Dafür ist aber auch alles herrlich menschenleer hier oben. Ich erhole mich also erstmal in Ruhe vom Aufstieg, für den ich fast vier Stunden gebraucht habe, und erkunde ein paar der alten Bunkeranlagen,
Mein absolutes Highlight hier oben ist die große Schafherde, die die Aussicht genau wie ich zu genießen scheint und sich einfach ihres Lebens freut. Es versteht sich von selbst, wer hier Vorfahrt vor den vereinzelten Autos und Motorrädern hat!
Nach meiner ausgiebigen Pause geht es nun also wieder den ganzen Pass auf der anderen Seite bergab in Richtung Trenta. Der Abstieg über Waldwege ins Soča Tal ist mitunter ein wenig langweilig, wird aber unten angekommen mit einem kleinen Abenteuer-Highlight belohnt.


Abenteuerlicher Abstecher zur Soca-Quelle
Den 20-minütigen Abstecher zur Soča-Quelle solltest Du Dir auf keinen Fall entgehen lassen. Auch wenn meine Knie auf dem teilweise ungesicherten Klettersteig ganz schön schlottern. Ich bin heilfroh, dass an meinem Wandertag zufällig ein slowenischer Tourguide mit seiner kleinen Gruppe unterwegs ist und mir Mut macht, nicht umzukehren. Der Adrenalinrausch, als ich mich vorsichtig am Stahlseil entlang handele, ist mir dennoch sicher.
Wer also Probleme mit Trittsicherheit und Schwindelfreiheit hat, sollte hier wirklich nur mit größter Vorsicht unterwegs sein und den Weg keinesfalls unterschätzen.
Die smaragdgrüne Soča-Quelle in einer kleinen Höhle im Karstgestein und die Aussicht in die Schlucht von diesem Naturjuwel lohnen allerdings auf jeden Fall den kleinen Umweg.

Nach dieser Aufregung tue ich mich zunächst schwer, wieder den richtigen Einstieg in den Alpe Adria Trail zu finden, lande aber schließlich auf dem Soča Pot, dem berühmten Wanderweg entlang der Soča, dem der Alpe-Adria-Trail nun folgt.
Obwohl ich jahrelang dem Moment, die Soča mit eigenen Augen zu sehen, entgegen gefiebert habe, kann ich unsere erste Begegnung allerdings nicht mehr so wirklich wertschätzen. Der Wandertag steckt mir in den Knochen, so dass sich die verbleibende Strecke bis Trenta für mich wie Kaugummi zieht. Da können die ersten hölzernen Hängebrücken auch noch so schön und das türkisblaue Wasser auch noch so kristallklar sein. Und als ich dann noch halb entkräftet aus Versehen auf eine Schlange trete, die sich gerade über den Pfad windet, ist alles aus. Der kleine Schock macht mich zwar schlagartig wieder wach, aber nicht weniger weinerlich. Für heute habe ich wirklich genug.

Triglav Nationalparkzentrum Dom Trenta
Als ich schließlich in der Abenddämmerung hungrig und kaputt das Triglav Nationalpark-Zentrum Dom Trenta erblicke, bin ich einfach nur dankbar, angekommen zu sein. Ich übernachte in einem der empfehlenswerten und gemütlichen Trenta Appartements mitten im Besucherzentrum und fühle mich ein wenig wie in diesem Film „Nachts im Museum“. 😉
Auch wenn hier direkt kein Frühstück serviert wird, kannst Du dieses in der gegenüberliegenden Pizzeria bekommen oder im kleinen Supermarkt von Trenta etwas besorgen und in der Appartement-Küche zubereiten.

Fazit Etappe 23:
Wow, wow, wow! Die Schönheit des Triglav Nationalparks und des Soča Tals in Worte zu fassen ist kaum möglich. Ich bin überwältigt von dieser anstrengenden, aber traumhaft schönen Etappe. Wenn Du auch noch den Abstecher zur Soča-Quelle machen möchtest, starte unbedingt schon früh morgens!
Alpe-Adria-Trail Etappe 24 | Von Trenta nach Bovec
DATEN UND FAKTEN

Mit der heutigen Etappe des Alpe-Adria-Trails geht nun endgültig ein Traum in Erfüllung. Das unfassbar und fast schon surreal wirkende Türkisgrün der Soča mit eigenen Augen zu sehen, ist schließlich einer der Hauptgründe, warum ich mich überhaupt für diesen Fernwanderweg entschieden habe.
Und obwohl ich heute fast 25 Kilometer im Auf und Ab entlang der Soča unterwegs bin, kann ich mich an diesem wilden und kristallklaren Fluss einfach nicht sattsehen. Wie schön, dass mir die smaragdgrüne Soča heute den ganzen Tag nicht von der Seite weicht.
Der Alpe-Adria-Trail verläuft hier entlang des offiziellen Soska Pot Wanderweges und ist perfekt ausgeschildert. Bei Nässe kann es auf den unzähligen Wurzeln und Steinen jedoch ganz schön rutschig und tückisch werden, also Vorsicht! Ich bin jedenfalls mal wieder froh, meine Wanderstöcke eingepackt zu haben. Dafür sind die Höhenmeter heute sehr überschaubar, was ich total genieße.

Entlang der wilden Soča
Für Abenteuer-und Indiana Jones-Feeling (und tolle Fotomotive) sorgen auch die zahlreichen Hängebrücken, die nicht zu knapp schaukeln. Ein Tiefblick erscheint mir spektakulärer als der andere.
An diesem Wandertag bleibe ich wirklich alle paar Minuten stehen, um die Bilder in mich aufzusaugen. Ich knipse unendlich viele Fotos, um dann einsehen zu müssen, dass nichts die Schönheit dieses Augenblickes einfangen kann. Diese malerische Kulisse inmitten des unberührten Triglav Nationalparks muss man einfach selbst erleben.
Jetzt in der Nachsaison sind nicht so mehr viele Paddler und Rafting-Boote auf der Soča unterwegs. Dafür begegne ich überall Anglern und Fliegenfischern, die versuchen, eine der großen Soča-Forellen aus dem kristallklaren Wasser zu erbeuten.


Während ich mal links, mal rechts des Flussufers wandere und auch mal oberhalb des Flussbettes unterwegs bin, komme ich an einigen Campingplätzen und vielen kleinen Kiesstränden, die zur Rast einladen, vorbei.
Und dann die steilen Schluchten, die sich gegenseitig versuchen zu übertreffen. Ob es nun die kleine oder große Soča-Schlucht, die Kršovec-Schlucht oder die Mündung von Koritnica und Soča ist, jede Szenerie ist spektakulär und einzigartig. Ich bin überwältigt davon, wie sich dieser Fluss in nur wenige Meter breite, tiefe Schluchten in die Felsen gräbt. Und wie wild und gewaltig die Stromschnellen sich ihren Weg bahnen. Oft kann ich abenteuerlich nah an den Abgrund herangehen und habe wirklich Panik, dass ich beim Fotografieren vor lauter Aufregung und Euphorie mein Handy fallen lasse.


Bovec – Ein Eldorado für Wassersportler
Wie bei den meisten langen Alpe-Adria-Trail-Etappen machen mich die letzten Kilometer durch das Trentatal bis nach Bovec dann mal wieder ganz schön müde.
Das kleine Bovec im Soča Tal ist besonders bei Wassersportlern unglaublich beliebt, so dass es hier überall Läden gibt, in denen Du alles, was Du fürs Rafting, Canyoning, Kajak- oder Kanutouren benötigst, in großer Auswahl findest.

Meine Unterkunft im zentralen Hotel Alp ist in Ordnung, aber wirklich schwer OSTalgisch.
Fazit Etappe 24:
Diese Etappe steht im Zeichen der smaragdgrünen Soča und wird auch Dich ganz sicher mit all ihren spektakulären und surreal schönen Schluchten verzaubern.
LESETIPP
Hast du Lust auf eine Fernwanderung in einer der wildesten und unberührtesten Regionen Europas? Dann ist der 192 Kilometer lange Fernwanderweg Peaks of the Balkans ganz bestimmt etwas für dich.
Auf der Weitwanderung erlebst du die Schönheit und Vielfalt des Balkangebirges in drei Ländern: Albanien, Kosovo und Montenegro. Alle Infos findest du in diesem Blogbeitrag.
Peaks of the Balkans: Fernwandern im Dreiländereck Albanien, Kosovo und Montenegro
Alpe-Adria-Trail Etappe 25 | Von Bovec nach Dreznica
DATEN UND FAKTEN

Auch auf der heutigen Alpe-Adria-Trail Etappe bleibt die Soča meine treue Begleiterin, wenngleich sie auch nicht immer in direkter Sichtweite ist.
Generell steht der Tag im Zeichen des Wassers, denn es gibt gleich drei wunderschöne Wasserfälle zu bewundern, für die sich jeder Abstecher unbedingt lohnt. „Chasing Waterfalls“ lautet das Tagesmotto.
Schon relativ zu Beginn der Etappe nehme ich den Umweg zum Wasserfall Slap Virje gerne in Kauf. Der 20 Meter breite und 12 Meter hohe Doppelwasserfall mit den moosbedeckten Felsen und den smaragdgrünen Gumpen ist ein wirklich idyllischer Ort und ein tolles Fotomotiv. Gleich in der Nähe befinden sich die Glijun-Karst-Quellen und der Pluzna-Stausee, die Du bei Deinem Abstecher ebenfalls nicht verpassen solltest.


Nach ungefähr einer weiteren Stunde Gehzeit erreiche ich dann den Slap Boka, den größten und wasserreichsten Wasserfall Sloweniens. Auch wenn er momentan nicht so viel Wasser führt, ist er mit seiner Höhe von 144 Metern sehr beeindruckend. Der Abstecher zur untersten Aussichtsplattform ist nicht weit, aber ich möchte unbedingt noch näher heran.
Ich kraxele daher noch ein ganzes Stück weiter nach oben bis zu einem Aussichtspunkt, wo ich dem Wasserfall praktisch vis à vis gegenüber stehe. Der Anblick des in die Schlucht hinabstürzenden Wassers ist gewaltig und majestätisch zugleich. Und auch die Aussicht ins Soça Tal, nach Bovec und den Triglav Nationalpark ist wunderschön.
Allerdings nimmt dieser Umweg locker 60 bis 80 Minuten für den Hin- und Rückweg in Anspruch.

Wildwasser-Action auf der Soča
In der Nähe des Boka Wasserfalls beobachte ich an einer Brücke die Wildwasser-Action auf der smaragdgrünen Soča. Es macht richtig Spaß, den Rafting-Booten und Kajaks, die sich durch die rauschenden Stromschnellen treiben lassen, zuzusehen. Die Faszination Soča mit all ihren pittoresken Hängebrücken steht der des vorigen Wandertages in nichts nach. Ständig flitzen kleine Eidechsen über meinen Weg, die hier genau wie ich ganz in ihrem Element sind.
Leider schaffe ich den Umweg zum dritten Wasserfall, dem Slap Kozjak bei Kobarid, zeitlich nicht mehr. Schade, soll dieser doch besonders geheimnisvoll und abenteuerlich sein. Aber da ich locker noch einmal 1,5 Stunden für den Hin- und Rückweg einrechnen müsste, verzichte ich schweren Herzens auf Wasserfall Nummer 3. Manchmal ist es gar nicht so einfach, vernünftig zu bleiben, aber wenn ich nicht in völliger Dunkelheit an meinem Etappenziel ankommen möchte, bleibt mir nichts anderes übrig.

Zwei oder drei Soča-Hängebrücken später erreiche ich schließlich das verträumte und entzückende Bergdorf Dreznica in der Nähe von Kobarid. Es heißt mich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang und seiner Wallfahrtskirche vor der Kulisse glühender Berge willkommen. Die umgebende Almenidylle ist wirklich ein Traum. Kein Wunder, dass hier im Bovec-Tal rund um Dreznica Teile des Disney-Abenteuermärchens „Die Chroniken von Narnia“ gedreht wurden.

Meine Unterkunft im Gasthaus Jelkin Hram, ist sehr zu empfehlen. Liebevoll und gemütlich eingerichtet, sehr nettes Personal und ganz tolles slowenisches Abendessen zu einem unschlagbaren Preis!
Fazit Etappe 25:
Unbedingt genügend Zeit einplanen für diese lange und traumhaft schöne Etappe im Soča Tal! Ich war mit den Abstechern zu den Wasserfällen fast zehn Stunden unterwegs und bin erst um kurz vor 19 Uhr in der Unterkunft in Dreznica angekommen.

LESETIPP
Im slowenischen Soča Tal gibt es noch viel mehr zu entdecken, als ich Dir in diesem Beitrag jemals vorstellen könnte. Zum Glück war meine liebe Kollegin Christina vom Reiseblog „Mosaic of Travel“ vor kurzem ebenfalls im Soča-Tal unterwegs.
In ihrem Beitrag zeigt sie Dir mit atemberaubenden Landschaftsfotos unglaublich schöne Orte rund um das Naturjuwel Soča.
Das malerische Soča Tal im slowenischen Triglav Nationalpark
Alpe-Adria-Trail Etappe 26 | Von Dreznica nach Tolmin
DATEN UND FAKTEN

Heute bin ich zur Abwechslung mal nicht ganz alleine unterwegs, sondern wandere gemeinsam mit Anett und Steffen, die ich über Instagram kennengelernt habe und die sich ebenfalls den Alpe-Adria-Trail in Slowenien vorgenommen haben. Es ist richtig schön, mal wieder Gesellschaft zu haben, Erfahrungen auszutauschen und zusammen die Höhen und Tiefen des Weges zu teilen.
Die Etappe beginnt ziemlich anstrengend und kräftezehrend mit einem etwa zweistündigen Aufstieg durch den Wald bis zur Kapelle Bes auf der Planica Ebene. Zum Ende hin wird es ganz schön steil, und wir kommen gehörig ins Schwitzen. Von hier oben genießen wir die erste schöne Aussicht des Tages ins Soča Tal und machen erstmal ein verdientes Päuschen an der etwas mystisch wirkenden Kapelle. Diese wurde zum Gedenken der im ersten Weltkrieg gefallenen italienischen Soldaten errichtet.

Bald entern wir auf ehemaligen Militärpfaden erneut den Triglav Nationalpark, wo uns eine traumhaft idyllische Almenlandschaft erwartet. Mit Blick auf den gewaltigen 2.244 Meter hohen Berg Krn und den dazugehörigen Bergzug wandern wir inmitten von friedlich weidenden Kühen und fotografieren vereinzelte Bergblumen auf den Wiesenhängen. Leider hat die malerische Kuhinja Alm im Oktober bereits geschlossen, so dass wir nicht in den Genuss der regionalen Käsespezialitäten kommen. Trotzdem genießen wir die schöne Weidenlandschaft mit all den tollen Ausblicken und saftig grünen Wiesenwegen sehr.

Panorama-Ausblick auf Tolmin
Der Abstieg durch den Wald ist dann wiederum ein wenig eintönig, bis dann noch ein Highlight auf uns wartet: die Aussicht von einer Bergkuppe auf Tolmin und das Soča Tal. Wenn das mal nicht das ideale Plätzchen für eine ausgiebige Wanderjause ist! Von der Anhöhe beobachten wir ein paar durch die Luft schwebende Paraglider und können uns kaum dazu aufraffen, die Etappe zu Ende zu bringen. Sehenswert sind hier auch noch einige in den Fels geschlagene Gänge mit Schießscharten und Schützengräben aus dem Gebirgskrieg. Immer wieder treffen wir auf solche Mahnmale der Vergangenheit.

Ein paar Tiefenmeter ins Tal über einen groben und steinigen Weg warten allerdings noch, die dann von einem längeren Abschnitt entlang der Soča bis nach Tolmin abgelöst werden. Meine Füße sind mittlerweile nicht mehr ganz so motiviert, und so beiße ich die Zähne zusammen und lege den Turbo ein, um möglichst schnell einfach nur noch anzukommen. Die langen Etappen in Slowenien haben es echt in sich!
In Tolmin, der größten Stadt im Soča-Tal gibt es super Einkaufsmöglichkeiten, und so füllen wir noch rasch unsere Vorräte auf, bevor wir im Hotel Dvorec einchecken. Die Unterkunft im venezianischen Stil liegt ideal im Stadtzentrum, hat saubere und komfortable Zimmer und einen netten Service. Es gibt rein gar nichts zu meckern, also Zeit für das verdiente Abendessen und dann nur noch die Füße hochlegen.

Fazit Etappe 26:
Auch diese Etappe in Slowenien hat es wieder in sich und ist ganz schön anstrengend. Mein Highlight ist der Abschnitt in der Almenlandschaft der Planica Ebene. Hier zeigt der Triglav Nationalpark nochmal, was er so drauf hat.
LESETIPP
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Alpe-Adria-Trail Etappe 27 | Von Tolmin nach Tribil Superiore
DATEN UND FAKTEN

Ich bin sehr gespannt, da diese Etappe die geschichtsträchtigste auf dem gesamten Alpe-Adria-Trail sein soll. Außerdem werde ich heute das Soča Tal verlassen und zum ersten Mal italienischen Boden betreten. Obwohl ich Slowenien nach den letzten Wandertagen ganz fest in mein Herz geschlossen habe, freue ich mich unglaublich auf „Bella Italia“ und – na klar, typisch – auf das italienische Essen.
Nachdem ich mir den Weg durch eine fast dschungelartige Auenlandschaft bahne und mich so langsam von der Soča verabschiede, treffe ich bald auf die ersten Weinberge. Und dann wird es etwas mühsamer.
Der Aufstieg auf den Monte Kolovrat ist richtig hart und anstrengend für mich. Irgendwie steckt in meinen Knochen eine bleierne Müdigkeit von den vorherigen langen Etappen. Es geht aber auch wirklich gefühlt unendlich bergauf, über steinige Wege und zum Schluss in vielen richtig steilen Kehren und Serpentinen.

Endlich oben angekommen bewegt mich das Freilichtmuseum sehr. Hier kannst Du die Spuren des ersten Weltkrieges von der Isonzoschlacht zwischen Italien und Österreich– Ungarn hautnah erleben. Die Etappe führt – teilweise über einen Abschnitt des Friedensweges – durch alte Befestigungsanlagen mit Schützengräben und Schießscharten. Ein sehr beklemmendes und irgendwie gruseliges Gefühl, wenn man sich vor Augen führt, dass hier 300.000 Soldaten einst ihr Leben im Stellungskrieg verloren. Mit Ausblick auf den Kolovrat-Kamm wandere ich praktisch mitten durch das Schlachtfeld der Isonzo-Front.
Aber nicht nur historisch ist der Bergzug des Kolovrats bedeutsam. Hier verläuft nämlich ebenso die natürliche Grenze zwischen dem Soča Tal auf slowenischer und dem Friaul auf italienischer Seite.

Der erste Blick aufs Meer
Am Gipfelkreuz des Monte Kolovrats, das zugleich die Staatsgrenze bildet, kann ich schließlich zum ersten Mal seit Beginn meiner Weitwanderung das Meer sehen – die italienische Adria. Obgleich sie nur in der Ferne am Horizont zu erahnen ist, ist dies doch ein sehr besonderer und magischer Moment für mich. Das Sonnenlicht fällt in einem Lichtkegel auf den fernen Ozean, und mir schießen mal wieder die Tränen in die Augen. Stolz und eine große Dankbarkeit erfüllen mich, während ich die atemberaubende Fernsicht auf die Alpengipfel und die Adria förmlich inhaliere.

Auf dem weiteren Weg durch die bewaldete Hügellandschaft begegnen mir noch so einige Mahnmale und Zeugnisse des Ersten Weltkrieges, unter anderem ein großer Soldatenfriedhof. Bald erreichte ich die offizielle Grenze mit Schlagbaum zwischen Slowenien und Italien und marschierte am einladend ausschauenden Rifugio Solarie vorbei. Hier werden gerade fleißig Steinpilze ausgelesen und sortiert, und ich schaue einen Moment neugierig zu. Es geht nun noch durch ein paar einsame Bergdörfer und durch hügelige Wälder mit Kastanienbäumen weiter in Richtung Etappenziel Tribil do Sopra.
Den letzten Aufstieg auf den Monte Cum erspare ich mir allerdings wegen meiner müden Füße. Die Aussicht von dort oben soll eh nicht besonders spektakulär sein, und mein Bedarf an weiteren WW1-Mahnmalen ist vorerst gedeckt.

Benvenuto in Italia
Angekommen in Tribil Superiore, erwartet mich dann ein spannendes touristisches Konzept der Gastfreundschaft. Im sogenannten Albergo Diffusi mit dem klangvollen Namen „Valli del Natisone“ wurden verschiedene private, traditionelle Häuser renoviert, so dass das verschlafene Dörfchen zu neuem Leben erwachen konnte.
Ich werde dem Ostello La Finestra zugeteilt, einer Art Jugendherberge mit Mehrbettzimmern, wo ich mein Bettchen erstmal selbst beziehe. Auch wenn es sehr einfach ist und WC und Dusche auf dem Gang liegen, fühle ich mich hier richtig wohl. Das frisch zubereitete Drei–Gänge-Menü am Abend ist echt lecker und wird mit Vino zu einem kleinen kulinarischen Festmahl.
Mittlerweile hat sich auf meiner Alpe-Adria-Trail Wanderung sogar eine kleine Trail-Community gebildet. Ich freue mich riesig, Heiner und Gerd, die schon des öfteren meinen Weg gekreuzt haben, wiederzutreffen und die Solo-Wanderin Lisa mit ihrem Hund Nala kennenzulernen.
Benvenuto in Italia!

Fazit Etappe 27:
Da es auf dieser Etappe wieder so gut wie keine Einkehrmöglichkeiten gibt, unbedingt genügend Wasser und Proviant einpacken. Insgesamt eine schweißtreibende, aber auch aussichtsreiche und geschichtlich sehr interessante Etappe.

LESETIPP
In meinem nächsten Blogbeitrag zur Fernwanderung auf dem Alpe-Adria-Trail nehme ich Dich mit in die italienisch-slowenische Grenzregion.
In Friaul-Julisch-Venetien wanderst Du zwischen idyllischen Weinbergen, Obstgärten und Hügellandschaften. Und die Goriska Brda-Region ist sowas wie die slowenische Toskana. Hier erzähle ich Dir, was ich in den nächsten Genuss-Wandertagen alles erlebt habe.
Friaul, Collio und Goriska Brda – Wandern auf dem Alpe-Adria-Trail Etappe 28-32
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Ich hoffe, dass ich Dir mit meinen Alpe-Adria-Trail Etappenberichten vom Soča Tal in Slowenien Lust auf dieses wunderschöne Fleckchen Erde machen konnte.
Dieser wilde Fluss hat meine schon vorher ziemlich hohen Erwartungen noch bei weitem übertroffen. Die Wandertage in Slowenien zählen im Rückblick zweifellos mit zu meinen absoluten Lieblingsetappen der gesamten Weitwanderung.
Warst Du schon einmal in Slowenien unterwegs? Hast Du vielleicht sogar noch weitere Tipps im Soča Tal? Hinterlasse mir gerne Deine Fragen und Anmerkungen in den Kommentaren unter diesem Beitrag.
In meinem folgenden Blogbeitrag zum Alpe-Adria-Trail nehme ich Dich bald mit in die italienische Friaul-Region, das Hügelland der Collio und die wunderschöne Goriška Brda in Slowenien.
Liebe Grüße,
Deine Sabrina